Aristoteles
Ina Künstner/ Martina Knapp
Im
Jahre 384 v. Chr. wurde der griechische Philosoph, Logiker und Naturforscher
Aristoteles im makedonischen Stagira in Thrakien, rund 500 Kilometer nördlich
von Athen, geboren. Aus diesem Grund wird er auch der Stagirite genannt.
Er
stammte aus einem wohlhabenden Haus, da sein Vater ein anerkannter Arzt
und Naturwissenschaftler war. Sein Vater war auch der Leibarzt des befreundeten
makedonischen Königs Amyntas II. Durch die Arbeit seines Vaters Nikomachos
wurde Aristoteles schon der Weg für seine spätere Philosophie
geebnet.
367 v Chr. ging Aristoteles nach Athen um an der Akademie des mittlerweile 61jährigen Platon zu studieren. Dort blieb er 20 Jahre erst als Schüler, dann als Lehrer und Forscher. In dieser Zeit entwickelte er eigene philosophische Denkweisen, die sich von Platons Vorstellungen immer mehr entfernten. 347 v. Chr. überließ Platon die Akademie seinem Neffen Speusippos, trotz großer Achtung gegenüber Aristoteles. Er hat Platon zeitlebens hoch geehrt und widmete ihm auch die Elegie, in der er von seiner Freundschaft zu ihm spricht. Er sagt, dass Platon ein so ehrenswerter Mann ist, dass ihn nur jemand loben darf, der seiner wert ist.
Aristoteles verließ die Akademie nach Platons Tode (347 v. Chr.) auf Grund unterschiedlicher Ansichten über die Philosophie und unter Druck der antimakedonischen Politik in Athen.
Er ging nach Assos, einer Stadt in Kleinasien. Dort herrschte der Fürst Hermias von Atarneus, ein Freund von ihm. In dieser Stadt gründete er mit anderen Mitgliedern der Akademie eine Art Zweigniederlassung der Platonischen Schule. Er blieb 3 Jahre in Assos und heiratete auf Anraten Hermias dessen Nichte und Adoptivtochter Pythias, mit der er eine gleichnamige Tochter hatte.
Aristoteles hatte mit seiner späteren Lebensgefährtin einen Sohn, der nach seinem Vater Nikomachos benannt wurde und einen Adoptivsohn namens Nikanor.
Hermias wurde 345 v.Chr. getötet, nachdem er von den Persern gefangen genommen wurde.
Daraufhin floh Aristoteles nach Mytilene auf Lesbos, wo er seinen späteren Nachfolger Theophrast traf.
342 v. Chr. wurde er von Philipp von Makedonien an dessen Hof in Pella bestellt um die Erziehung seines 13 jährigen Sohnes Alexander, der später den Beinamen der Große erhielt und das größte Reich der Geschichte erobern sollte, zu übernehmen.
Nachdem Alexander der Große den Thron bestiegen hatte und sich drei Jahre zuvor die politischen Verhältnisse verändert hatten, kehrte Aristoteles 335 v. Chr. nach Athen zurück. Dort gründete er im heiligen Bezirk des Apollon Lykeios seine danach benannte eigene Schule, das Lykeion. Sie war eine Art religiöse Kultgemeinschaft zu Ehren der Musen. Diese wurde auch oft als die Schule der Peripatiker, Wanderschule, benannt, da die Gespräche zwischen Schülern und Lehrern häufig bei Spaziergängen stattfanden. An seiner Schule hielt er Vorlesungen, betrieb Forschungen und arbeitete an Manuskripten über Themen der Naturwissenschaft, Psychologie, Metaphysik, Ethik, Dichtkunst und Rhetorik. Seine Arbeit an seiner Akademie dauerte jedoch nur 12 Jahre.
Nach dem Tod Alexanders des Großen 323 v.Chr. floh Aristoteles nach Chalkis auf Euböa, weil sich die Athener gegen die makedonische Herrschaft auflehnten und ihn wegen Verrats zum Tode verurteilen wollten.
Dort starb er 322 v. Chr. im Haus seiner Mutter, sein Tod war bestimmt durch eine Krankheit, vermutlich ein Magengeschwür.
ØEine
Zusammenfassung der Lehren von Pythagoras,
von denen nur kurze Auszüge erhalten blieben.
ØDagegen
sind von seinen Unterrichtsnotizen, die er sehr sorgfältig
führte, zu fast allen Themen von Wissenschaft und Kunst so gut wie
alle erhalten geblieben. Sein Ansehen gewann er durch seine Schriften,
welche hauptsächlich auf seinen Unterrichtsnotizen beruhten, die von
späteren Herausgebern gesammelt und geordnet wurden.
ØUnter
diesen Schriften befinden sich Abhandlungen über die Logik,
genannt Organon („Werkzeug"), da sie die Wege aufzeigen, mit Hilfe
derer rechtes Wissen
erreicht werden kann.
ØSeine
naturwissenschaftlichen Arbeiten umfassen u.a. Physik, worin
umfassende Informationen über Astronomie, Meteorologie, Pflanzen
und Tiere vermittelt werden.
ØSeine
Schriften bezüglich Natur, Zweck und Eigenschaften der Dinge,
die ursprünglich von Aristoteles Erste Philosophie genannt
wurden, erhielten in der ersten veröffentlichten Ausgabe seiner Werke
(um 60 v.Chr.) den Titel Metaphysik,
da sie in jener Ausgabe hinter der Physik standen. Die Metaphysik
enthält auch seine Betrachtungen über den „Ersten Beweger", oder
die erste Ursache. Er nennt das erste Prinzip auch reines Denken, vollkommene
Einheit, unveränderlich und „das Denken des Denkens". Metaphysik versucht
die Vorraussetzungen von Naturwissenschaften anzugeben, obwohl es eigentlich
nach der Physik kam, meta bedeutet nach. „Wir suchen die Prinzipien und
Ursachen des Seienden.“[1]
Es
gibt die Theorie, dass die Metaphysik eigentlich die ungeschriebene Lehre
Platons ist. Dies ist darin begründet, dass Aristoteles eher zu den
Empirikern zu zählen ist und die Metaphysik eigentlich eher abgehoben
ist.
ØSeinem
leiblichen Sohn Nikomachos widmete er sein Werk, die Nikomachische Ethik.
Für Aristoteles ist immer die Mitte wichtig, alles Extreme führt
zu nichts. „Darum ist ein junger Mensch kein geeigneter Hörer für
die politische Wissenschaft, denn er ist unerfahren in der Praxis des Lebens“[2].
ØZu
seinen weiteren Hauptwerken gehören die Rhetorik,
Ødie
Poetik, die nur unvollständig erhalten ist
Øsowie
die Politik, die ebenfalls unvollständig ist. „Der Mensch ist
von Natur aus ein politisches Wesen“[3],
auf griechisch „zoon physei politicon“³
..
„Der
Mensch strebt nach Glück“
.
.
Laut Aristoteles hat der Mensch drei verschiedene Seelen, die Pflanzenseele, die Tierseele und die Vernunftseele, die die „Form“ des Menschen ausmachen. Um nun die oben genannte Glückseeligkeit zu erlangen muss der Mensch alle seine Fähigkeiten und Möglichkeiten entfalten und benutzen können.
Er unterschied drei Formen des Glücks:
(1)Ein Leben der Lust und der Vergnügungen
(2)Ein Leben als freier Verantwortlicher Bürger
(3)Ein Leben als Forscher und Philosoph
Hierbei betonte Aristoteles, dass man jedoch nicht einseitig leben soll, sondern alle drei Formen miteinander vereinen sollte. Für ihn war es besonders wichtig, kein Extrem zu leben, sondern immer einen goldenen Mittelweg zu finden. „Nur durch Gleichgewicht und Mäßigung werde ich ein glücklicher oder harmonischer Mensch“[4]
In der Nikomanischen Ethik untersuchte Aristoteles das Verhältnis des Charakters und der Intelligenz zum Glück. Dabei unterscheidet er zwischen zwei Arten von Tugenden, der Moralischen und der des Denkens. Der Charakter, welcher aus Gewohnheiten entsteht, drückt die moralische Tugendhaftigkeit aus, wobei der Mittelweg zwischen zwei Extremen gefunden werden muss. Die Tugend des Denkens beschränkt Aristoteles auf reife, männliche Erwachsene und niemals auf Frauen, Kinder oder Barbaren, also Nichtgriechen.
Aus dieser zweiten Tugend lässt sich besonders sein Frauenbild ersehen. Aristoteles Meinung zu Folge fehle der Frau etwas und die Frau sei „ein unvollständiger Mann“1. Ein weiterer Ausspruch Aristoteles’ ist: „Der Mann gibt die „Form“, die Frau den „Stoff“1. Mit „Form“ meint er hierbei, dass der Mann alle Eigenschaften für das Kind in seinem Samen trägt und die Frau nur die Hülle liefert. Aus diesem Grund ist die Frau nur passiv, der Mann aktiv gebend. Das Unerfreuliche an seinen Ansichten ist, dass diese im Mittelalter maßgeblich das Bild der Frau prägten.
Aristoteles wurde wenig kritisiert, vor allem nicht im Mittelalter, wo er als Leitbild galt.
Allein Aristoteles und seine Logik waren bis zum 20. Jahrhundert maßgebend. Charles Darwin wiederlegte mit seiner Lehre von der Unveränderlichkeit der Gattung erst im 19. Jahrhundert Aristoteles’ Lehre von der Zoologie. Jedoch lobte Darwin Aristoteles, indem er sagte: „Die geistigen Größen seiner Zeit seien, gemessen an Aristoteles, einfache Schuljungen“[5]
Aristoteles entwickelte in seiner Logik Regeln für Denkketten, deren Schlüsse sich aus verschiedenen Voraussetzungen ergeben. Er unterschied in seiner Logik zwischen Dialektik und Analytik. Dialektik ist eine Überprüfung der logischen Folgerichtigkeit einer Behauptung und Analytik beruht auf Erfahrung und genaueren Beobachtungen.
Mit dieser Logik brach Aristoteles mit Platons Akademie und seiner Lehre, da dieser sich nur auf die Dialektik stützte. Auch sonst hatten Platon und Aristoteles nicht viel gemein. Aristoteles kritisierte im Besonderen seine Ideenlehre, „Ideen im Sinne Platons sind Urbilder der Realität, nach denen die Gegenstände der sichtbaren Welt geformt sind.“² Darin sah Aristoteles eine gewisse Unlogik, da demnach von der Idee auch ein Bild existieren müsste. Diese Reihe lässt sich beliebig fortführen, da jede Idee demnach einer Idee entsprungen sein müsste.
Aber hinsichtlich des Aristotelischen Glücks lassen sich Parallelen zu Platons Idee des Guten ziehen. So ist in Platons Philosophie das Gute die Grundidee und verkörpert die Sonne, die allem Leben verleiht. Auch Aristoteles sieht im Glück, das sich mit dem Guten vergleichen lässt, eine Leitlinie des Lebens. In seiner Philosophie lebt der Mensch, um nach Glück zu streben, weil dies das höchste Gut des Menschen darstellt.
Die
Philosophie von Aristoteles ist bis in die heutige Zeit noch maßgeblich.
Dies ist allein darin begründet, dass sowohl das Mittelalter als auch
Darwin auf seine Philosophie zurückgriffen. Das Frauenbild Aristoteles’
spiegelt sich insbesondere im Mittelalter wieder, da auch dort die Frau
stark unterdrückt wurde. Darwin bediente sich der zoologischen Theorien
von Aristoteles und widerlegte sie als Erster nach ca. 2000 Jahren.
Aristoteles’
Logik findet man noch in der heutigen Zeit. Er teilte diese Logik in zwei
Sparten auf, die Analytik und die Dialektik, welche man ebenfalls in der
heutigen Gesellschaft wiederfinden kann.
Seine
Analytik ist selbst jetzt noch ein wichtiger Bestandteil in vielen Bereichen.
Die Arbeit von Psychologen beruht im Wesentlichen auf der Analyse von Patienten,
deren Behandlung auf Beobachtungen und Folgerungen zurückzuführen
ist. Analytik lässt sich auch mit „Kunst der Analyse“[6]
übersetzen.
Die
Dialektik findet sich heute noch in der Erörterung, die auch im Deutschunterricht
gelehrt wird, wieder. Dort werden ebenfalls Thesen und Antithesen aufgestellt
und auf ihre Folgerichtigkeit hin überprüft.
In
seiner Ethik spricht Aristoteles von einem gesunden Mittelweg, den man
in jeder Situation finden sollte. Dies ist ebenfalls noch sehr wichtig
um nicht in Extremen zu leben und dadurch gegen die Gesellschaftzu
rebellieren und an ihr anzuecken.
Außerdem
findet manin der Ordnung von Aristoteles,
die von uns in einem Flussdiagramm dargestellt wurde, Kategorien, denen
jeder Mensch unterworfen ist, die auch noch in der heutigen Zeit maßgeblich
sind.
Dienähere
Betrachtung von Aristoteles hat uns allerdings keine neuen Impulse geben
können, doch sie hat uns auf Handlungsvorgänge im Alltag aufmerksam
gemacht, die wir zuvor nicht auf Aristoteles zurückzuführen vermochten.
Unbewusst
wurden wir schon mit den Erörterungen im Deutschunterricht
auf Aristoteles hingewiesen.
Darüber
hinaus ordnen wir auch jetzt noch Wahrnehmungen in unterschiedliche Kategorien
ein, wie es Aristoteles schon vor knapp 2500 Jahren tat. Wenn wir einen
Vogel sehen ordnen wir ihn in die Kategorie Tier, niemals in die Kategorie
Mensch.
Widerspruch
regte sich bei uns hauptsächlich bei Aristoteles’ Sichtweise zur Frau.
Für ihn war die Frau ein minderwertiger Mann. Mit diesem Ausspruch
können wir uns keinesfalls identifizieren. Die Frau von heute ist
selbstbewusst und gleichberechtigt dem Mann gegenüber.
Auch
mit Aristoteles’ „Rassendiskriminierung“, die sich in dem Wort „Barbaren“
als Bezeichnung für Nichtgriechen wiederspiegelt, können wir
uns nicht einverstanden erklären. In der heutigen Welt herrscht Gleichberechtigung
unter allen Menschen, egal welche Rasse und welche Hautfarbe sie haben.
Im
Großen und Ganzen ist Aristoteles auch in der heutigen Zeit noch
sehr bedeutend und zeitgemäß. Auch wir können uns persönlich
mit seinen Theorien identifizieren, aber bei seinem Frauenbild und seinem
Menschenbild anderer Nationalität müssen wir entschieden Widerspruch
einlegen.